Johannes Mathesius
500. Geburtstag von Johannes Mathesius
Persönlichkeiten,
die aus christlicher Verantwortung und Humanität heraus ihr Leben
weihten, gab es zu allen Zeiten. Einer davon war Johannes Mathesius,
der berühmteste Sohn der Stadt Rochlitz.
Am
24. Juni 1504 wurde Johannes als 3. Sohn der Familie Wolfgang
Mathesius und dessen Frau Christine, geb. Scheuerfuß, geboren.
Das
Geschlecht der Familie Mathesius stellte in Rochlitz mehrere Beamte
und Bürgermeister.
Der
Vater, Wolfgang Mathesius, hatte Anteile im Bergbau in der
Rochlitzer Gegend. Johannes ging mit 6 Jahren in die Rochlitzer
Lateinschule. In der Zeche am "Vogelgesang" bei Seelitz
arbeitete er mit 10 Jahren als Zubußschreiber. Vielleicht wurde
hier im Silberbergbau in ihm der Grundstock gelegt, sich später den
Naturwissenschaften zu widmen.
Johannes
genoss außerdem eine Privaterziehung, die von der Großmutter
Scheuerfuß finanziert wurde. Mit 13 Jahren kam er auf die
Trivialschule nach Mittweida. Durch strenge Erziehung entwickelten
sich bald eigene Lebensregeln. Früh aufstehen, sich umgehend
anziehen, zur Schule eilen und fleißig studieren. Etwas Taschengeld
verdiente er sich als Chorjunge. Schon früh als Kind hatte Johannes
in den Straßen von Rochlitz fromme Lieder gesungen. 1520 verstarb
sein Vater und die Familie verarmte.
Der
Wunsch, ein Theologiestudium aufzunehmen, reifte schon in jungen
Jahren. Er gelangte an die päpstliche Universität nach Ingolstadt,
wo er den Lutherfeind Johann Eck als Dozent hörte. Über München
kam Johannes als Hauslehrer auf Schloss Odelzhausen unter. Hier fand
er eine Gönnerin in Frau Sabine Auer als Lehrer ihrer Kinder. Als
22-jähriger Hauslehrer wurde er mit dem Buch Luthers "Von den
guten Werken" beeinflusst.
Von
nun an begann Mathesius sich der neuen Lehre zuzuwenden. Das
stattliche Schloss Odelzhausen an der Hauptstraße von München nach
Augsburg war wohl die wichtigste Station in seinem Leben: Das Ende
der Zweifel über Glaubensfragen. Weitere Gelegenheiten, die Lehre
Luthers zu studieren, ab es bei einem Pfarrer in Fürsten-Feldbruck.
Es reifte der Entschluss, Luther persönlich kennen zu lernen.
1529
nahm er die beschwerliche Wanderung von Bayern über Rochlitz nach
Wittenberg auf, wo er am Freitag nach Pfingsten eintraf.
Bereits
am Ankunftstag hatte Mathesius Glück, denn er begegnete Martin
Luther bei der Predigt "Wesen und Kraft der heiligen
Taufe".
Fortan
gab es eine enge Beziehung zu Luther. Auch Luthers Freunde waren
seine Lehrer und Vorbilder. Bei Melanchthon hörte er Vorlesungen
und nahm bei ihm Lateinunterricht. Später entwickelte sich ein
reger Briefwechsel zwischen Mathesius und Melanchthon (1533 - 1560).
Das
Anliegen, die reformatorischen Gedanken weiter zu verbreiten, reifte
in ihm ständig. Für seinen Unterhalt in der Elbestadt sorgten zwei
Freunde aus Rochlitz. Doch die allgemeine Not trieb ihn in ein Amt.
Er wurde Lehrer in Altenburg mit dem Gedanken, sich weiterzubilden.
Nach
2 Jahren konnte er als Rektor der Lateinschule in Joachimsthal
anfangen (1532). Er trug Luthers Lehre über die sächsisch-böhmische
Grenze. In Joachimsthal wurde der Silberbergbau unter den Grafen
Schlick tatkräftig vorangetrieben (seit 1516). Joachimsthal war nun
die neueste Beziehung für Konradsgrün. Die Literatur sagt von
Joachimsthal, dass das Silber an vielen Orten dicht unter dem Rasen
sowie an Wurzeln der Bäume gefunden wurde. Bereits 1520 schürften
12.000 Knappen in 44 Stollen.
Nach
9 Jahren reiste Mathesius abermals nach Wittenberg. Er gehörte zu
den viel beneideten Freunden in der Tafelrunde um Luther. Hier
entstanden die Aufzeichnung der Tischreden von Martin Luther, die
bis in die heutige Zeit die Forscher beschäftigen.
Es
entstand die erste Lutherbiografie "Historie von Luthers
Leben". Es sind die Erlebnisse in dieser Zeit in Wittenberg mit
Luther.
Mathesius
war Luther so innig zugetan, dass dieser ihm persönlich die
Ordination, die Weihe fürs geistliche Amt, erteilte.
Schon
1541 kamen Gesandte aus Joachimsthal nach Wittenberg, um Mathesius
die Berufung zum Diakon zu überbringen. Seine Umsiedlung erfolgte
zu Ostern 1542.
Mathesius
heiratete am 4. Dezember 1542 die Tochter des Bergrechnungsführers,
Sybille Richter. In 12-jähriger Ehe kamen 6 Kinder zur Welt. Sie
wurden meist Pfarrer und Lehrer.
Den
Tod seiner Lebensgefährtin (1544) hat er nie recht überwunden.
Sybille stand ihrem Mann treu zur Seite in den politischen Wirren
jener Zeit. An einem Sonntag, dem 7. Oktober 1565, predigte er das
letzte Mal. Beim Heruntersteigen von der Kanzel starb Mathesius an
einem Schlaganfall.
In
Joachimsthal hatte Mathesius ein reiches Arbeitsfeld. Zugetan war er
der Musik und der Mathematik. Intensiv beschäftigte er sich mit
Pflanzen und Gesteinskunde. So ist es nicht verwunderlich, dass Dr.
Georg Agricola ihn mehrmals besuchte, als er in Joachimsthal weilte.
Agricola war damals schon Bürgermeister von Chemnitz. Mathesius
schrieb darüber, "Täglich hat er mich besucht oder ich ihn,
da haben wir schön über Metalle philosophiert".
In
seinen Schriften vertrat Johannes Mathesius bemerkenswerte
fortschrittliche Ideen über Erziehung und Schulwesen. Ein
medizinischer Ratgeber war er für die Joachimsthaler Bergleute. Er
wusste von den Bergmannskrankheiten, sodass seine Mahnungen im
hygienischen, sittlichen und christlichen Sinn immer Forderungen
waren. Auch wetterte er gegen "Fress- und Sauflust".
Sein
größtes Werk ist zweifellos die "Sarepta oder
Bergpostille", ein Schrift von bergbaugeschichtlicher
Bedeutung. Um den Inhalt zu verstehen, sollte man ein Wörterbuch
zur Hand nehmen oder selbst Bergmann sein. Bereits nach zwei Jahren
erschien die zweite Auflage.
Vierzehn
Auflagen bis 1679, einige während des 30-jährigen Krieges, das
zeugt doch von einem beachtlichen Werk.
In
seiner Geburtsstadt Rochlitz erinnerte schon 1897 eine Straße an
Johannes Mathesius. Zu seinem 400. Geburtstag 1904 wurde vor der
Kunigundenkirche in Rochlitz ein Denkmal errichtet, und in der
Schlosskapelle erinnert ein kleines Buzenscheibenfenster an diese
Ehrung.
Beachtlich
ist eine kleine Gedenkstätte in der Evangelischen Kirche der Böhmischen
Brüder in Joachimsthal. Ebenso erinnern an dieser Kirche ein großes
Chorfenster und eine Gedenktafel an Mathesius.
Begegnungen
zwischen Joachimsthaler und Rochlitzer Bürgern gab es zum 490.
Geburtstag.
Mit
der Namensgebung "Johannes-Mathesius-Gymnasium" 1992 hält
Rochlitz ihn auch in der jüngeren Generation wach. Zum 500.
Geburtstag von Johannes Mathesius im Jahr 2004 darf man mit
Sicherheit einiges erwarten.
Autor: Hans-Jürgen Köttnitz Rochlitzer
Geschichtsverein
|