Professor
Dr. William Clemens Pfau
(geb.
20.4.1862 ; gest. 25.7.1946)
Wenn es um die Rochlitz Heimatgeschichtsforschung geht, kommt man
immer auf einen seiner verdienten Söhne zu sprechen. Es ist Clemens
Pfau, der einst unermüdliche Heimatforscher. Er forschte in der
Rochlitzer Vergangenheit, hinterließ uns unschätzbar wertvolle
Dokumente und Aufzeichnungen der Heimatgeschichte. Er hat gesammelt und
historisches in Bezug auf Rochlitz und Umgebung bewahrt wo immer es
ihm gelang derartiges zu retten. Seit über einem halben Jahrhundert
ruht er auf dem Rochlitzer Friedhof, wo er im Jahre 1902 eine
Familiengruft erwarb.
Kein anderer als
Pfau hat zur Erforschung von Geschichte der Stadt und des Rochlitzer
Landes durch eigene wissenschaftliche Arbeit, prähistorische
Ausgrabungen und Erschließung archivaler Quellen soviel Material zusammengetragen
und publiziert, obwohl auf diesem Gebiet auch andere gleich ihm
wirkten. Dabei konnte er sich auf Chronisten vergangener
Jahrhunderte stützen, wie Peter Weiß, den meißnischen Chronisten
des 16. Jahrhunderts, den Rochlitzer Pfarrer Samuel Gottlieb Heine,
der 1719 eine Chronik der Stadt Rochlitz veröffentlichte oder den
Rochlitzer Verleger Friedrich Bode, der 1865 den Versuch unternahm,
eine Chronik der Stadt Rochlitz und Umgebung zu erarbeiten. Während
diese Chroniken meist Überlieferungen beinhalten, bekommt die
heimatgeschichtliche Forschung mit Pfau wissenschaftlichen
Charakter.
Clemens Pfau, der
Sohn eines Rochlitzer Maurermeisters - dieser erbaute unter anderem
den Aussichtsturm auf dem Rochlitzer Berg (1860) und die Bürgerschule
an der Bleiche (1876) - genoss die Ausbildung am Gymnasium in Borna,
studierte in Leipzig, Jena und Genf - Germanistik, Geschichte und
Sprachen. Nach dem Erwerb des Staatsexamens für das höhere
Schulamt fand er 1887 an der Realschule Rochlitz eine Anstellung.
Hier wirkte er bis 1911 vorwiegend als Lehrer für neuere Sprachen.
Er promovierte über ein Thema zu altfranzösischer Grammatik.
Mehr aus Verdrießlichkeit über den Direktor der Rochlitzer
Realschule, Prof. Wolf, stimmte er 1911 einer Berufung als
stellvertretender Direktor an der Waldheimer Realschule zu. Auch
dort entwickelte Pfau eine aktive heimatgeschichtliche Forschungstätigkeit,
vor allem auf prähistorischem Gebiet, die bis nach Döbeln reichte.
Die schulische Funktion in Waldheim, mit vielen bürokratischen
Aufgaben überhäuft, befriedigte ihn gar nicht. Hinzu kamen die
schweren Zeiten des ersten Weltkrieges, die ihn zwar erst
patriotisch stimmten, später jedoch nachdenklich, denn 1915 fiel
sein einundzwanzigjähriger Sohn Otto in Frankreich.
Waldheim war ihm eine Enttäuschung.
Gebrochen kehrte er
mit seiner Frau 1918 nach Rochlitz in sein vom Vater geerbtes Haus
zurück (heute Clemens-Pfau-Platz Nr. 1). Geplagt von einem
Augenleiden und vielleicht auch von dem bisherigen Schuldienst,
quittierte er diesen als Sechsundfünfzigjähriger und wirkte fortan
als Freischaffender.
Nachdem er zu Beginn des ersten Weltkrieges sein Vermögen teils als
Kriegsanleihe gezeichnet hatte, raffte ihm die Inflation nach dem
Kriege auch noch das restliche davon. Bewundernswert ist, wie Pfau
sich nun - von niemandem sich davon ablenken lassend - gänzlich
seiner wissenschaftlichen Arbeit widmete. Er verschloss sich jedoch
nicht dem Zeitgeschehen, seine Forschungen machte er uneigennützig
der Öffentlichkeit zuggängig. Zahlreiche Beiträge im
"Rochlitzer Tageblatt", wissenschaftlichen Zeitungen und
in Sonderdrucken geben Zeugnis von seinen vielseitigen Forschungen.
Vielleicht findet sich ein "junger Heimatforscher", der
den Nachlass Pfaus bibliographisch einmal systematisch ordnet und
veröffentlicht, denn seine Arbeiten sind noch heute die
wertvollsten schriftlichen Quellen, über die wir zur Rochlitzer
Geschichte verfügen.
Neben Dr. Bernstein
war Prof. Pfau 1936 Mitinitiaor des "Festes der Landschaft -
Rochlitz 1000 Jahre deutsch". Auch er glaubte damals, Rochlitz
würde besseren Zeiten entgegengehen. Doch der zweite Weltkrieg ließ
seine Hoffnungen schwinden und sein bitteres Ende schien auch Pfaus
Lebenswerk dahinscheiden zu lassen.
Es kam nicht so. Viele Heimatfreunde haben sein Werk fortgeführt.
Das von ihm begründete
Heimatmuseum im Schloss Rochlitz erfuhr durch seinen umsichtigen
Direktor Udo Baumbach in jahrzehntelanger, mühevoller und
zielgerichteter Arbeit eine im pfauschen Sinne getragene Fortführung
die auch heute Bedeutung hat.
Auch der 1991 wiedergegründete "Verein für
Heimatgeschichte und Denkmalpflege Rochlitz e. V." , heute
wieder „Geschichtsverein Rochlitz e.V.“ wird das Erbe von Prof.
Dr. Clemens Pfau weiterhin pflegen.
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