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Das Hospital und die "Spittelkirche"
Mit der Zeit verändert sich alles. Was vor Generationen noch unser Rochlitzer Stadtbild geprägt hat, ist heute nicht wenigen unbekannt. Ein Beispiel dafür in Rochlitz ist die ehemalige Hospitalkirche. Die am heutigen Clemens-Pfau-Platz stand.
Um das Jahr 1535 wurde, nachdem der Kunigundenfriedhof zuvor, so berichtet Prof. Pfau, allmählich einging, als Begräbnisstätte für die Rochlitzer Einwohnerschaft ein neuer Friedhof angelegt. Dieser neue Friedhof befand sich im Garten hinter dem ehemaligen Spittal. Er machte die Errichtung einer neuen Begräbnisskirche notwendig. Von 1562-1564 baute man dafür die Hospitalkirche, welche Kirche zum heiligen Geist" getauft wurde, im Volksmund aber immer die Spittelkirche blieb. Pfau berichtet darüber unter anderem weiter: "Die Insassen des Hospitals erhielten darin auch das heilige Abendmahl, ebenso wurde hier für sie mehrmals im Jahr Gottesdienst abgehalten." Das Kirchengebäude hatte in der Hauptsache gotische Formen. Seine Baufestigkeit war jedoch ziemlich fragwürdig. Die Kirche neigte nicht nur einmal zum Einstürzen und bekam mehrfach Umbauten. Pfeiler besaß sie ursprünglich nicht da ihr Gewölbe nur sehr schwach mit Holz verschalt war. Die Pfeiler auf der nördlichen Seite der Kirche sind wahrscheinlich 1616 nachträglich als Stütze der morschen Wand eingebaut worden. Diese Jahreszahl fand man seinerzeit an einem der Pfeiler. Andere Jahreszahlen fand man auf zwei Steinen an der westlichen Giebelseite.
Im Jahre 1852 brannte das benachbarte Hospital ab, wobei die Spittelkirche stark beschädigt wurde. 1863 wurde sie erneuert da sie sehr baufällig gewesen sei, wird berichtet. Ihr Giebel nach Westen hin, bekam damals ein völlig anderes Aussehen, das die Gotik noch mehr betonte, da das Hospitalgebäude kurz vorher ebenfalls gotisierte Formen erhielt. Die Kirche fiel 1904 wegen ihres arg bedenklichen Bauzustandes und eines abermals neuen, 1894 abgelegten Friedhofes, im Jahre 1894, dem Abriß zum Opfer. Dieser neue Friedhof mit eigener Friedhofskapelle, lies den Spittelfriedhof eingehen und damit auch den Betrieb in der Kirche. Neuerungen und ein zunehmender Straßenverkehr waren weitere Gründe für den Abriß der Spittelkirche. Mit ihr ging ein weiteres historisches Rochlitzer Gebäude verloren. Ein städtebaulicher Verlust. Um das damalige Vertraute Stadtbild mit dem Kirchlein im Sinn zu bewahren, entschlossen sich die Rochlitzer Stadtväter, den Glockenturm der Kirche in einer kleineren Ausführung auf das Dach des unmittelbar benachbarten ehemaligen Hospitals zu setzen.
Bei ihrem Abbruch zeigte es sich, das ihr Untergrund von alten Grüften förmlich durchhöhlt war. Unter dem Altarplatz lag das Beingewölbe. Die Kirche enthielt sehr viele historische Grabdenkmäler, worunter zwei der Familie Mathesius gehörten und aus der Mitte des 16.Jahrhunderts stammten. Eine wichtige Grabplatte lag als Tritt umgekehrt vor dem Altar, sie bezieht sich auf auf die Herren von Heldrungen um 1280, ist völlig schriftlos, zeigt aber ein Wappen in edelster heraldischer Form . Wahrscheinlich war sie aus der Petrikirche nach der Spittelkirche versetzt worden. Der Altaraufbau stammte aus der Kunigundenkirche, wohin er später auch wieder kam. Am Altartisch war ein Steinmetzzeichen in Form eines Pfeiles eingehauen, welches sonst nur in den um 1390 erbauten Türmen des Rochlitzer Schlosses auftritt. Der Stein mit dieser Marke ist am westlichen Zugang des alten Friedhofes eingemauert gewesen, auch die Platten mit der Jahreszahl 1563 sind dort eingesetzt worden. Im Jahre 1568 erhielt die Spittelkirche eine alte Glocke vom Schloß, die aber 1858 so viele Risse zeigte, dass sie für 10 Groschen an den Chemnitzer Glockengießer E. G. Hann verkauft wurde. Er goß für das Kirchlein damals eine Neue. Von besonderem Wert in der Spittelkirche war noch eine Stuhllehne mit vier vortrefflich geschnitzten landesherrlichen Wappen aus gotischer Zeit. Vermutlich stammte stammte der Stuhl aus der Kunigundenkirche. Er befindet sich jetzt in der Friedhofskapelle.
In den dreißiger Jahren erfolgte die Einebnung und Umgestaltung des alten Gottesackers zu einem bescheidenen Volkspark, wobei historisch wertvolle Grabstätten verloren gingen. Der ehemalige Friedhof wies außer den oben erwähnten Gräbern sehr viele erhaltenswerte Grabdenkmäler auf, zu nennen wären hier die der Familien Kühnhart, Weidlich, Zschache, Haberkorn u.a.
Zahlreiche zerschnittene Grabsteine wurden als Deckplatten auf die Mauer des alten Kirchhofes gelegt. Als Abdeckung liegen oder lagen viele Jahre weitere Grabsteine auf Schleusen. Weitere Denkmäler wurden erst auf dem alten Friedhof aufgestellt, einige befinden sich nun im Schloß Rochlitz und leider viele kamen unter kräftige Hämmer und befinden sich irgendwo als Fundament verwendet an verschiedenen Stellen in Rochlitz. Einige Grabplatten stehen seit Jahren auf dem Friedhof und erinnern an die längst verblichenen Rochlitzer früherer Generationen.
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