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Die Rochlitzer Postmeilensäule
Rochlitz besaß ursprünglich zwei Postmeilensäulen. Unsere letzte erhaltene steht heute auf einer kleinen Freifläche im Verlauf der Burgstraße. In unmittelbarer Nähe befand sich die letzte in Rochlitz betriebene Posthalterei. Bei einem Hausbrand im Jahre 1902 wurde dort die Rochlitzer Postkutsche ein Opfer der Flammen.
Die Errichtung dieses aus Rochlitzer Porphyrtuff geschaffenen Entfernungszeichens war im Jahre 1723. Im damaligen Kursachsen ließ August der Starke erstmals in Deutschland eine genaue Straßenvermessung vornehmen.
Sie sollte vorrangig die Handels- und Geschäftstätigkeiten des Landes fördern und bewirkte zudem,
dass Sachsen durch diese Landvermessung einen gewissen Vorsprung bei der späteren Erschließung für den Fremdenverkehr hatte.
Der eigens für dieses großangelegte Werk ernannte kurfürstliche Grenzkommisar war Pfarrer Adam Friedrich Zürner. Er vermaß mit einem selbstkonstruierten Meßwagen alle Poststraßen und weilte 1723 in Rochlitz. Die verschiedenen Säulenformen, welche man als Markierung verwendete, waren in Distanz-, oder Ganzmeilensäulen sowie Halb-, beziehungsweise Viertelmeilensäulen geordnet.
Zwei Ganzmeilensäulen sollten künftig vor je einem der beiden Rochlitzer Stadtore aufgestellt werden. Draußen, auf den Straßen um die Stadt, standen Viertel- und Halbmeilensäulen. Zürner legte persönlich die Standorte der Säulen fest, ihre Anfertigung erfolgte entsprechend genauer Vorlagen. Die Finanzierung
musste von den Städten selbst getragen werden, was jedoch nicht leicht zu realisieren war, da die Herstellung recht teuer war. In den Stadtkassen fehlte ohnehin das Geld und auf Unterstützung vom Staat konnte man nicht hoffen.
In Rochlitz bedeutete diese Festlegung die Übernahme der Kosten für zwei dieser Entfernungszeichen. Briefe des Rochlitzer Rates an den Hof in Dresden beinhalteten Bitten um
Kostenerlass oder die Aufstellung nur einer Säule, wie in vielen anderen Städten. Sämtliche Schriftstücke unserer Ratsherren wurden aber abschlägig beschieden, da sonst das gesamte Verkehrskonzept gescheitert wäre.
Vor dem Obertor, am Grundstück des Autohändlers Meißner befand sich ursprünglich eine der Rochlitzer Distanzsäulen. Die vor dem Untertor aufgestellte Entfernungssäule, stand am Clemens-Pfau-Platz / Ecke Dresdner Straße bei der heutigen Hospital-Drogerie. Um 1850 wurde sie von einem, seinem Reiter durchgegangenem Dragonerpferd umgerissen und zerschlug auf dem Straßenpflaster. Ein Stück dieser Säule fand bei Bauarbeiten an einem Grundstück in der Fischergasse Verwendung und wurde mit eingemauert. Postdistanzsäulen gaben Wegentfernungen über große Distanzen in Stunden an, die in den Stein geschlagen waren. Eine Wegstunde entsprachen 0,5 Meilen was etwa 4,5 km sind. Städte wie Zwickau oder Ilmenau erreichte man mit der Kutsche von Rochlitz aus in 11 beziehungsweise 36 Stunden. Nach Leipzig benötigte das Gespann 10 Stunden und nach Penig 3 Stunden, gibt die uns erhalten gebliebene Rochlitzer Postmeilensäule in der Burgstraße Auskunft. Sie wurde bereits 1820 erneuert und trägt seit dem das königlich-sächsische Wappen. Ursprünglich bestand ihre Zierde aus dem königlich-polnischen sowie dem kursächsischen Wappen mit der Krone und den Insignien A R die für Augustus Rex standen und somit als Titel für den Sachsenkönig August zu sehen waren.
Ihren heutigen Standort bekam die Porphyrsäule übrigens erst Anfang der 70er Jahre. Der ihr ursprünglich gegebene Platz war durch den ständig wachsenden Fuhrwerksverkehr und der allmählichen Automobilisierung der Bevölkerung jedoch ungeeignet. Immer wieder wurde sie angefahren und somit arg in Mitleidenschaft gezogen. Aus alten Dokumenten geht unter anderem hervor,
dass die Säule einmal völlig umgefahren wurde und es deshalb zu einem Prozess kam.
Der heutige Standort könnte nicht treffender gewählt sein, zum einen gewinnt die Distanzsäule erheblich an Beachtung und zum anderen begegnen sich an dieser Stelle verschiedene Zeitalter Rochlitzer Geschichte.
Hier stand das 1802 abgetragene Obertor der Stadtmauer aus dem Jahre 1367, welches die Stadtanlage an der westlichen Flanke mit der Amtsvorstadt beim
Schloss verband. Der Mauer widerfuhr während des Hussittenkrieges eine fast völlige Zerstörung. Den Graben, der zwischen Stadtbefestigung und einem vorgelagerten Wall bestand, füllte man später auf. Er diente den Eigentümern der umgebenden Häuser als Obst- oder Blumengarten. Im Bereich der auf der Abbildung verlaufenden Gasse in der linken Bildhälfte befinden sich noch Reste der ehemaligen Stadtbefestigung.
Den Graben, der zwischen Stadtbefestigung und einem vorgelagerten Wall bestand, füllte man später auf. Er diente lange Zeit den Eigentümern der umgebenden Häuser als Obst- oder Blumengarten.
Heute ist im Zuge einer sogenannten Quartiers - Umgestaltung diese Fläche ein kleines Plätzchen an dem man ausruhen kann. In einer als ursprünglichen Garten mit Obstbäumen und einem Holzpavillon nachempfundenen Fläche kann man sich in die Nutzung solcher damaliger Gärten versetzen. Als Begrenzung des Gartens nach Osten hin ist ein Stück Stadtmauer zu erkennen.
Es war eine Aufgabe des Geschichtsvereines gemeinsam mit der Stadtverwaltung Rochlitz nach Möglichkeiten zu suchen, diese Original Postmeilensäule zu erhalten
und sie eventuell im Museum auf Schloss Rochlitz unter zu bringen. Allerdings wurde dem Vorschlag des Vereins nicht Rechnung getragen und die Säule durch einen Steinmetzbetrieb wieder behauen um die ursprünglichen Markierungen wieder hervorzuheben. An der Stelle in der Burgstraße hätte ein Duplikat der ursprünglichen Säule stehen können, allerdings sind die finanziellen Möglichkeiten dazu sehr begrenzt. Die Originalsäule im Museum, hätte gewährleistet, das ein Stück Rochlitzer Geschichte erhalten bleibt, und nicht weiter durch Witterungseinflüsse zerstört wird.
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