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Rochlitz - Die Muldenbrücke
Brücken verbinden, Brücken schlagen, heißt zueinander finden. Schon vor 3000 Jahren hatte der Übergang an dem großen Bogen, den die Zwickauer Mulde um Rochlitz zieht, seine Bedeutung. Bodenfunde dies- und jenseits des Flusses weisen auf eine sehr alte Besiedlung des Gebietes hin. Nicht über eine Brücke begegneten sich damals die Menschen, sondern durch Furten, deren es bei Rochlitz drei gab. Eine davon befand sich an der Stelle der heutigen Muldenbrücke. Sicher sind auch hier nach der Völkerwanderung slawische Stämme im 6. Jahrhundert bei Niedrigwasser durch den Fluß gezogen, um sich im Raum bis zur Saale niederzulassen. Auch das günstige flache "buschbewachsene Ufer", wie der Name "rochlice" in einer tschechischen Chronik aus dem Mittelalter gedeutet wird, wurde von ihm besiedelt. Aus dieser Zeit ist uns von einer Brücke nichts überliefert. Wir wissen jedoch, daß die deutschen Ritter, als sie im 10. Jahrhundert das Land zwischen Saale und Elbe eroberten, ihre Pferde noch durch den Fluß treiben mußten.
Der Sage nach soll die Kaiserin Kunigunde, Gattin Heinrichs II. (973-1024) den Bau einer Brücke bei der Furt begründet haben. Diese soll aus Holz errichtet worden sein, das reichlich an den bewaldeten Hängen vorhanden war.
Die deutsche Besiedlung des unterworfenen slawischen Landes verlangte sichere Flußübergänge für die Kolonisten, die sich im 12. und 13. Jahrhundert zu Tausenden, aus den westdeutschen Landen stammend, hier niederließen. Unter dem Schutz des Burgwarts von Rochlitz war diese Sicherheit besonders gegeben.
Im Jahre 1370 wird ein weiterer Brückenbau genannt, ebenso 1390, zur Zeit der Fertigstellung der beiden Türme am Schloß.
Als man die Kunigundenkirche erbaute (1417-1476) rieß 1432 ein Hochwasser die Brücke fort. Sie mußte neu errichtet werden. Im Jahre 1464 wird sie als Gerichtsgrenze und als "steinerne Brücke" erwähnt. In der Vorreformationszeit besaß sie einen Schutzpatron, den heiligen Nicolaus (Schutzpatron der Fuhrleute). Er wurde einhundert Jahre später, 1573, mit seiner kleinen Kapelle und dem mittleren steinernen Joch von einem Hochwasser weggespült. Diesmal wurden die Steinbögen des Mittelteils durch hölzerne ersetzt und bis 1933 beibehalten.
Der Rat von Rochlitz mußte für die Instandhaltung der Brücke erhebliche Geldsummen aufwenden, denn die Zerstörungen durch Verschleiß und Naturgewalten sowie kriegerische Einwirkungen waren sehr groß. So gab es 1618 und 1694 arge Beschädigungen durch Hochwasser. 1731 erfolgte eine wesentliche Erneuerung und schon 1753 mußte der hölzerne Mittelpfeiler wieder ersetzt werden. Ab 1773 übernahm der sächsische Staat die Brücke und ließ sie 1783/84 mit viel Rochlitzer Porphyr neu gestalten.
Schließlich brannten im September 1813 die vor den Russen, Österreichern und Preußen flüchtenden Franzosen die hölzernen Bogen des Mittelbaus der Brücke ab. Mit rund 4000 Talern Baukosten wurde sie 1816 wieder aufgebaut. Bis 1933 erlebte die Brücke zwar manches Ereignis, mußte aber außer den üblichen Instandhaltungskuren wenig schmerzliches über sich ergehen lassen.
Der zunehmende Kraftverkehr verlangte in den zwanziger Jahren unseres Jahrhunderts eine Verbreiterung der Brücke. Schließlich wurde 1932 der Bau einer völlig neuen Brücke genehmigt. In der Rekordbauzeit von nur sieben Monaten wurde sie 1933 erbaut und behielt durch die wunderbare Porphyrverblendung im wesentlichen ihren ursprünglichen Charakter. Leider erlebte sie im April 1945 durch ihre sinnlose Verteidigung nochmals schwere Stunden, in denen es um ihr Schicksal ging. noch heute zeigen Spuren von Geschoßeinschlägen an ihrem Blendwerk die Wunden, die ihr kurz vor Ende des zweiten Weltkrieges geschlagen wurden. Schmerzlicher dagegen waren die deutschen und amerikanischen Menschenopfer, die dieses Gefecht vor fünfzig Jahren forderte.
Sechzig Jahre besteht unsere Muldenbrücke nun schon in ihrer heutigen Gestalt, mit der Zeit wurde sie so zu einem Symbol Rochlitzer Geschichte.
Heute rollt täglich, Menschen schneller zusammenführend, ein fast unendlicher Fahrzeugstrom in beiden Richtungen über ihren Rücken.
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