Friedhofskapelle
"Zum Heiligen Geist"
Bei
großer Anteilnahme der Rochlitzer Bürgerschaft wurde die
Kapelle am 21. Juli 1907 geweiht, zusammen mit dem in den
neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts neuangelegten Friedhof.
Nach Plänen der Kgl. Bauräte Schilling und Gräbner aus
Dresden, ist die Kapelle vom Rochlitzer Baumeister Arthur
Junghans errichtet worden.
Sie war notwendig geworden, da die 343
Jahre zuvor erbaute Begräbniskirche am alten Friedhof, auch Hospitalkirche
genannt, im Jahre 1904 wegen ihrer Baufälligkeit abgetragen
werden musste. Dreißig Jahre nach ihrem Abriss folgte die
Auflösung des alten Friedhofes und seine Umgestaltung in
einen Park. Damit verschwand leider ein wertvolles Stück
Rochlitzer Kulturgeschichte. Die Weihe der neuen
Friedhofskapelle nahm Superintendent Dr. Zimmermann vor. Er
betonte in seiner Predigt, die Kapelle sei "Ausdruck
einer neuen geläuterten Anschauung, kein Notbehelf, sondern
ein Werk, das für die Zukunft vorbildlich ist." Der
Künstler habe ein ganz ursprünglich eigenartiges Gebäude
geschaffen, "wie es aus dem Viereck im
Grundriss sich im Inneren zum Achteck ausgestaltend als
Sechzehneck in der Decke reizvoll einmündet, und in seiner
gedrungenen Gestalt bei zugleich reichlicher Gliederung in den
Anbauten mit der vorgelegten Säulenhalle beides, kirchliches
Gepräge und malerische Wirkung in sich vereint."
In
der Tat ist dieses neunzigjährige Bauwerk eine Zierte des
Rochlitzer Friedhofes und sucht seinesgleichen in der weiten
Umgebung. Im Inneren schmückt eine Nachbildung der Pieta von
Rietschel den Altar, dessen Porphyrplatte aus der abgetragenen
Hospitalkirche stammt, wohin sie in unbekannter Zeit aus der
Kunigundenkirche gelangte, gleichsam die Jahrhunderte
verbindend. Die Christusfigur über ihr gestaltete der
Rochlitzer Bildhauer Thiele. Auf der Baufachmesse in Leipzig
im Jahre 1913 wurde das Projekt mit der Goldenen Medaille
ausgezeichnet. Kapelle und Friedhofsanlage seien auf
Jahrhunderte hinaus geplant. Die Weihe des Friedhofes erfolgte
durch Pastor Naumann.
Neun Jahrzehnte schon reiht sich hier Grab
an Grab. Doch mancher Rochlitzer, dessen letzte Ruhestätte in
diesem Stück Heimaterde bestimmt war, ruht in fremder Erde,
wohin ihn wahnwitzige Pläne einst Mächtiger führten und
sinnlose Befehle in den Tod trieben. Gedenktafeln an Gräbern
und neben der Kapelle erinnern an einzelne Namen der
Kriegstoten, die eigentlich nach Hunderten zählen. Auch ihrer
wird gedacht an den Gedenktagen des Novembers, dem
Volkstrauertag und dem Totensonntag. Besonders aber gedenken
wir derer, die jetzt auf dem heimatlichen Feld des ewigen
Friedens oder Gottesacker ruhen. Ihre geschmückten Gräber
erinnern an die Zeiten, die wir mit ihnen verbringen durften.
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