Die Kunigunden Kirche zu Rochlitz

 

Am östlichen Ende des Marktes und an der Straßeneinengung zum Clemens Pfau Platz, hier stand das ehemaligen Untertor der Stadt, erhebt sich die spätgotische Kunigunden - Kirche zu Rochlitz. Sie gilt als Schatzkammer alter Kunst und ist mit ihren verschiedenen architektur- und kunstgeschichtlichen Bauperioden ein bewusstes künstlerisches Zeugnis des aufsteigenden Bürgertums. Die Kirche wurde als Mehrzweckgebäude verwendet und besaß über mehrere Jahrhunderte den größten Versammlungsraum. Bis Ende des 19. Jh. beherbergte sie die Kunigundenbibliothek, die erste öffentliche Bibliothek der Stadt.  

Es wird angenommen, dass die Kaiserin Kunigunde 1016 Stifterin einer Kapelle in der Nähe der heutigen Kirche war. Um 1200 entstand ein romanischer Vorgängerbau, eine kurze, querhauslose Pfeilerbasilika mit Chor, von der heute nur das Untergeschoss der repräsentativen Doppelturmfront erhalten ist. Zu dieser Zeit wird das Gebäude die Kirche der neu entstandenen Ratsstadt.

Forschungen haben ergeben, dass St. Kunigunden bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts ohne eigenen Pfarrer war, kein Taufrecht besaß und keine Abendmahlfeiern halten durfte. Trotzdem besaß sie schon früher eingeschränkte Rechte einer Pfarrkirche. Dies beweist eine urkundliche Niederschrift aus dem Jahre 1478, worin die Herzöge Ernst und Albert von einer "pfarrkirche zu sente Kunigunde in unser stat Rochlitz" berichten. Erst 1548 erhielt die Kirche ihre endgültige Vollberechtigung durch einen Vertrag. Dieser wurde vor dem Konsistorium in Merseburg zwischen dem Pfarrer und Superintendenten sowie dem Bürgermeister und Vertretern des Rates zu Rochlitz festgelegt. 

Der Zeitraum von 1417-1476 wird als Hauptbauzeit der dreischiffigen Hallenkirche im spätgotischen Stil angenommen. Die relativ lange Bauzeit resultierte aus der schon damals bestehenden chronischen Geldnot der Stadt. Erst eine Anleihe bei dem Kloster Waldheim ermöglichte die vorläufige Vollendung des Bauwerkes. Wie aus den Wappen im Gewölbe hervorgeht, unterstützten verschiedene Innungen, wie z. B. Tuchmacher, Leineweber, Bäcker, Fleischer, Schneider und Zimmerer den Bau. Auch das  Kurwappen mit gekreuzten Schwertern und ein Schild mit der Jahreszahl 1476 weisen auf die finanzielle Hilfeleistung des Landesherren hin. 1513 erhält die Kirche einen riesigen Hochaltar mit dreifachen Flügeln aus der Werkstatt des Freiberger Bildschnitzers Philipp Koch. Die großen Gemäldetafeln stehen den besten Arbeiten der Dürerzeit nahe und zeigen auf vier beweglichen und zwei festen Flügeln Bilder aus der biblischen Geschichte und die Ehrenrettung der über glühende Pflugschare schreitenden Kaiserin. Nur zu bestimmten kirchlichen Feiertagen werden die Flügel des Altars für die Besucher geöffnet. Bemerkenswert ist ein weiterer Flügelaltar (um 1521), der von einem Cranachschüler geschaffen wurde, sowie Reste der vor 1430 entstandenen Glasmalereien auf den Fenstern. Im 16. Jahrhundert erhält die Kirche ihre erste Orgel, einen Taufstein aus Porphyr und die erste Kanzel aus Stein.  

Wiederholte Stadtbrände und Kriegseinwirkungen richteten große Schäden am Bauwerk an. So bei dem Stadtbrand von 1681, dem die gesamte Stadt zum Opfer fiel, wobei an der Kirche das Dach und beide Türme zerstört wurden. Bis zum Ende des 17. Jh. errichtete man den Mittelturm und die beiden Hauben der seitlichen Türme neu und fügte  die Vorhalle hinzu. 1684 zog man die ersten drei Glocken auf. In den Folgejahren ruhten die Bauarbeiten am Gebäude bis zum Begin des 19. Jahrhunderts. Nachdem ein Brand 1802 den Turm mit der Glocke erneut in seinem Oberteil zerstörte, wurde er 1808/09 in seiner jetzigen Form nebst der Vorhalle wieder aufgebaut und die Glocke erneuert. Die durch die Zeit stark beschädigten Statuen von Kunigunde und Heinrich II, die ursprünglich am reich geschmückten Portal der Südwand standen, sind nach ihrer Restauration im Inneren der Kirche aufgestellt worden. Die erste umfassende Restaurierung der Kirche beginnt 1863/64 und wird 1934/35 fortgesetzt. In Auswirkung des Ersten Weltkrieges wurden die Glocken 1917 abgenommen und eingeschmolzen, bis 1921 die Kirche ihre Glocken zurückerhielt. Diese neuen Glocken wurden von Ernst Härtwig, einem geborenen Rochlitzer und Fabrikant in Leipzig, gestiftet. Im Jahre 1976, aus Anlass des 500. Jubiläums der St.- Kunigunden - Kirche, begann die größte Restaurierungsmaßnahme, die bis zum heutigen Tage andauert und die schwierigste und aufwendigste Phase, die Sanierung der Außenfassade, beinhaltet.  

Es besteht die Möglichkeit die Kirche zu besichtigen,  Führungen sind bei der Touristinformation Rochlitzer Muldental, Markt 1 und im Pfarramt, Leipziger Str. 26 zu buchen.



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